KI Innovation Park Heilbronn: Fluch oder Segen?

 

In Heilbronn soll ein Innovation Park für Künstliche Intelligenz entstehen. Damit möchte Baden-Württemberg zur führenden Region für Künstliche Intelligenz werden. Wenn es nur so einfach wäre!

In Heilbronn hat man sich viel vorgenommen: Dort soll das größte Ökosystem für Künstliche Intelligenz in Europa entstehen. Baden-Württemberg möchte damit an die Spitze und fördert das Projekt mit bis zu 50 Mio. Euro, von der Stiftung des Lidl-Gründers Dieter Schwarz kommen weitere 50 Mio. Euro dazu. In ein paar Jahren sollen auf dem kreisrund geplanten Areal bis zu 5.000 Menschen arbeiten.

Das hört sich gut an. Gut ist auch, dass das Heidelberger Vorzeige-Unternehmen Aleph Alpha mitwirken wird. Doch eine Schwalbe allein macht noch keinen Sommer. Auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz, speziell beim maschinellen Lernen und den Large Language Models ist Deutschland derzeit eher nicht so gut aufgestellt. Es fehlt an Unternehmen, Geschäftsmodellen und wohl auch an der Expertise an den Universitäten.

Fast alles, was derzeit die Schlagzeilen in Bezug auf Large Language Models bzw. die Transformer-Technologie bestimmt, kommt aus den USA, zum Teil auch aus China und noch etwas aus Großbritannien. Das Vereinigte Königreich schlägt sich wacker, nicht zuletzt weil hier die Google-Tochter DeepMind 2010 gegründet wurde. Zudem kann sich das Land zugute halten, dass hier OpenAI die erste Auslands-Niederlassung eröffnet hat.

Warum aber hat es OpenAI nach London gezogen und nicht nach Heilbronn? Vermutlich liegt es am Arbeitsmarkt: In London gibt es bereits eine Vielzahl an KI-Experten, von denen sich leicht einige werden abwerben lassen. Sie müssen für den Arbeitsplatzwechsel nicht umziehen, sondern können in ihrer gewohnten Umgebung bleiben.

Das genau ist der Vorteil von innovativen Hubs wie etwa dem Silicon Valley (mit San Francisco). Dort gibt es ein enormes Potenzial an hochqualifizierten Fachkräften, dazu kommen Startup-Unternehmen, Kapitalgeber (Venture Capitalists) und angesehene Universitäten (Stanford) mit exzellenten Fakultäten für Informatik.

Wenig bis nichts davon hat die Region Heilbronn zu bieten. Künstliche Intelligenz ist in Deutschland eher ein Thema in Städten wie Berlin oder München. Mit einem schön bebauten Areal allein wird Heilbronn nicht punkten können: Die Stadt muss schon zum Anziehungspunkt für Startup-Gründer, KI-Forscher und Fachkräften werden, um ganz vorne mitspielen zu können. Mit Geld allein wird das nicht gelingen.

Ein warnendes Beispiel ist (leider) das Deutsche Forschungsinstitut für Künstliche Intelligenz, DFKI. Es wurde schon 1988 gegründet, mit Instituten in Saarbrücken und Kaiserlautern. Schon damals, Bundeskanzler war Helmut Kohl, wurde der Fehler gemacht, gut gemeinte Strukturförderung in eher strukturschwache Regionen zu leiten. Künstliche Intelligenz aber ist kein Thema für die Provinz. Oder spielen Saarbrücken und Kaiserlautern etwa in der KI-Champions-League? Noch absurder: Das DFKI hat im Lauf der Zeit weitere Niederlassungen erhalten, allesamt in strukturschwachen Räumen: Bremen, Osnabrück oder Oldenburg sei der Mittelzufluss gegönnt, aber an die Weltspitze kommt man mit diesem Verteilungs-Föderalismus eher nicht.

Zu befürchten ist, dass es der Region Heilbronn mit dem Innovation Park für Künstliche Intelligenz ähnlich gehen wird. Wirklich relevante Unternehmen werden sich hier kaum ansiedeln und dynamische Startups die Region auch eher meiden: Welche Reputation hat Heilbronn im Ausland? Wenn von den USA aus an Deutschland gedacht wird, dann eher an Städte wie Berlin, München oder Hamburg. Zumal diese die bessere Verkehrsanbindung (Direktflüge aus dem Ausland) aufweisen können.

In Deutschland sollte sich die Politik durchaus mehr um das Thema Künstliche Intelligenz kümmern. Der Innovation Park in Heilbronn kann da nur ein Baustein unter mehreren sein. Am Ende aber muss auf politischer Ebene die Erkenntnis reifen, dass wir bei der Förderung von Schlüsssel-Technologien nicht immer nur an strukturschwächere Regionen denken dürfen, sondern diese gezielt in den attraktiven Ballungszentren fördern müssen, um an der Weltspitze mitspielen zu können. Das Deutsche Forschungsinstitut für Künstliche Intelligenz sollte dafür ein warnendes Beispiel sein.

Foto von Umberto auf Unsplash.

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